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Bericht Juni 2011

Reisebericht nach Bramans in Savoyen
und weiter durch Frankreich  – im Juni 2011

Anstoß zu der Fahrt nach Bramans in Savoyen war ein Brief. Am Schluss kam eine stattliche Anzahl weiterer Kilometer durch Frankreich zusammen.

Originalteil der JU88
Originalteil der am 02.06.1940 bei Bramans abgestürzten JU88

Vor ca. 1 ½ Jahren fragte ein aus der Region am Fuße des Mont Cenis stammender Hobby-Heimatforscher bei uns an und schilderte in knappen Worten einen Flugzeugabsturz in der Nähe seines Heimatortes. Die Frage war, ob wir mit dem Piloten, einem jungen Oberleutnant, P. Paul Kibele, verwandt seien. Die Namensgleichheit war gegeben. Was sollte seine Frage? Die Antwort ergab sich aus dem Hinweis, dass in der Nähe des Ortes Bramans am 2. Juni 1940 ein Flugzeug des Typs JU88 abgestürzt war. Vier junge deutsche Soldaten hatten damals den Tod gefunden. Den Weg bis zum Absturz und das Danach hatte er in einem Bilder-Bericht aufgearbeitet und wollte diese Informationen gerne und ohne kommerzielle Absicht den Familien zur Verfügung stellen.

Wie so oft wird man von einem solchen Ereignis – verbunden mit Ahnenforschung – gepackt. Man fängt an zu recherchieren. Es war mühsam, manchmal sogar spannend. Wir wurden fündig, fündig aufgrund eines verzweigten Informationsnetzes, das sich langsam bildete; dies auch dank des Internets.

Ein noch lebender Neffe des Piloten wurde ausfindig gemacht. Der andere Neffe ist schon verstorben. Auch stießen wir bei den Recherchen auf einen Historiker und Hauptmann a.D. der Bundeswehr vom damaligen Flughafen (Lechfeld), von dem die JU88 gestartet war. Von ihm erhielten wir wertvolle Hinweise militärischer Art, zur Geschichte des Lechfelds und zur Vorgehensweise bei der weiteren Suche. Er blieb bis zum Schluss ein treuer und kooperativer Mitstreiter bei allen Recherchen.

So ergaben sich im Laufe des Jahres weitere wertvolle Kontakte. Zu guter Letzt sollten wir den noch lebenden Neffen des Piloten auf einer Gedenkveranstaltung in Bramans vertreten. Er selbst war beruflich nicht abkömmlich. Damit begann unsere Reise nach Frankreich.

Der zeitliche Ablauf der Gedenkfeier und auch der weiteren Reise ist im folgenden Bericht festgehalten.

 

08.06.11 Sternenfels-Besançon, ca. 350 km

Sternenfels liegt im östlichen Enzkreis inmitten von Wäldern, Feldern und Weinbergen. Von dort ging unsere Reise los. Später als geplant sind wir dann doch noch im strömenden Regen losgekommen. Flott ging es über französische Autobahnen nach Besançon.

Ein ganz neues Hotel „Zenitude“ (man riecht es noch) war unser Zwischenstopp in einem neu angelegten Stadtteil von Besancon mit Krankenhaus und medizinischen Versorgungseinrichtungen. Man war noch im aktiven Baugebiet aber – siehe Krankenhaus usw. – sicher untergebracht. Die Zimmer waren ok; das Abendessen gab es im Chateaufarine – einer Art Einkaufsstadt im Stil U.S.-amerikanischer Mall – ganz in der Nähe. Na ja, wir konnten uns ernähren; aber von wegen Speisen à la France…

Abends: Französische Zeitung gelesen mit Unterstützung eines Weins aus Arbois (Doubstal, Jura). Spaziergang zwischen Neubauten und Baustellen zum Ausschütteln des Rückens und der Beine. Wenigstens kein Regen mehr. So der erste Eintrag auf dem Laptop.

 

09.06.11 Besançon-St. Jean de Maurienne, ca. 400 km

Kontinentales Frühstück im Hotel. Die Betonung liegt auf kontinental. Kein gegrilltes Weißbrot vom Vortag, kein Klecks Marmelade und kein Topf Kaffee dazu; nein, ein richtiges Frühstück.

Der Regen ist vorbei. Auf der Autobahn fährt es sich entspannt. Rings um die Städte ist dichter Verkehr. Man fühlt sich dadurch fast wie zu Hause. Ankunft im Hotel Bernard in St. Jean de Maurienne am frühen Nachmittag. Die Zimmer sind sehr einfach eingerichtet, aber sauber. Wir wissen dies von früheren Besuchen dort. Nach kurzer Ruhepause ein Spaziergang im Ort. Abendessen (Menü) im Hotel – solide und trotzdem mit Pfiff, dazu gut und preiswert.

Klosteranlage
Kloster St. Jean Baptiste de Maurienne
Kirchenfenster, Jesu Taufe
St. Jean Baptiste de Maurienne, Jesu Taufe

Besuch der Kirche St. Jean Baptiste de Maurienne mit Klosteranlage. In Frankreich gibt es mindestens ebenso viele Kirchen wie Restaurants. Dann kommt die Abend-dämmerung.  Wenigstens zwei Nachtigallen fangen mitten im Ort an zu singen. Das Städtchen, umgeben von hohen Bergen, dazu die Abenddämmerung, die Nachtigallen: ein toller Tagesausklang. Es bedarf wenig, um sentimental zu werden.

 

10.06.11 St. Jean de Maurienne – Bramans 40 km

 

Frühstück in aller Ruhe. Auch diesmal gab es keine Überraschungen mit dem Frühstück. Wir leiden wohl noch unter früheren Erlebnissen. Dann die Fahrt nach Bramans auf einer Straße neben der Autobahn durch das immer enger werdende Tal. Die Berge Savoyens sind eindrucksvoll, schroff, manchmal wild und wunderbar in ihrer Schichtung. Treffen mit dem einstigen Briefschreiber und Initiator der Suche der Nachfahren sowie seiner Frau vor dem Bürgermeisteramt. Sechs Bundeswehr-Offiziere a. D. heißen uns im daneben liegenden Restaurant an ihrem Mittagstisch mit einem Glas Wein als Aperitif willkommen. Wir werden freundlich in die Runde aufgenommen, als ob wir schon immer mit dazu gehörten. Gespräche und Austausch von Erfahrungen lassen die Zeit rasch vergehen.

Anciens Combattants
Bramans; Anciens Combattant beim Salut


Die Gedenkfeier für die abgestürzten Flieger beginnt. 71 Jahre liegen zurück. Leider sind die „Italiener“ nicht bei der Gedenkfeier. Auch ihren Toten, die kurz nach dem italienischen Einmarsch dort gefallen, waren gilt das Gedenken. Die italienischen Vertreter feierten zur selben Zeit das 150jährige Bestehen ihres Staates. Die Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt. 3000er Berge bilden eine Barriere.

Buketts vor dem Kriegerdenkmal
Bramans; Blumengebinde vor dem Kriegerdenkmal

Fahrt zum Kriegerdenkmal vor der Kirche (Höhe: 1250 m. ü. M.); für 15.00 h war die  Bukettniederlegung vorgesehen. Viele „Offizielle“ waren vertreten, der Bürgermeister – in Frankreich beim offiziellen Anlaß mit Schärpe, der Vorsitzenden des Gemeinderats sowie einem Vertreter für Frankreich vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Es folgen Ehrenbezeigungen durch französische Gebirgsjäger, den Anciens Combattants und den anwesenden deutschen Reserveoffizieren, die sich in dieser Formation auch in jährlichen Veranstaltungen ehrenamtlich um die Kriegsgräber auf dem Soldatenfriedhof Dagneux bei Lyon kümmern.

Fellmützenträger
Bramans; Ehrenbezeigung vor der Kriegerdenkmal

Die französische Armee war mit einem Oberstleutnant vertreten, für Deutschland kamen der Attaché an der deutschen Botschaft in Paris und der deutsche Konsul aus Lyon. Jene waren umgeben von Feuerwehrleuten in historischen Uniformen und hohen Mützen aus undefinierbarem Fell o. ä. Niederlegung der Gebinde in Erinnerung an die Gefallenen, Trompetenklänge, Salut. Der Eindruck war überwältigend, die Atmosphäre feierlich und verbindend. Kein Gedanke kam auf über das einstmals Trennende der Vergangenheit.

Trachtenträgerinnen
Bramans; 2 Frauen in Tracht vor Enthüllung der Plakette

Dann gemeinsame Abfahrt zur Einweihung einer Gedenkplakette unterhalb des Absturzortes an einem Felsen (ca. 2000 m ü. M.). Der dortige Weiler heißt Le Planay. Ein Geländewagen zur Anfahrt wäre von Vorteil gewesen. Die Region wurde immer wilder und abgelegener. Ca. 100 Teilnehmer waren bei beiden Veranstaltungen. Bramans hat nur knapp 500 Einwohner. Dann ein Trompetensignal; eine Ansprache des Bürgermeisters; ebenso die des selbstlosen und unermüdlichen Initiators der Gedenkfeier. Enthüllung der Plakette durch eine Tochter eines damals mit umgekommenen Besatzungsmitglieds der JU88; Aufstellung zum Fotografieren der Anciens Combattants und der Gebirgsjäger für die Presse und spätere Erinnerung.

Bramans; Sturzbach an der Absturzstelle
Vor Freilegung der Plakette
Bramans; vor Enthüllung der Plakette
Erinnerungsplakette
Bramans; Erinnerungsplakette an den Absturz der JU88

 

Schon logistisch war es eine Leistung, alle Teilnehmer mit ihren Autos auf schmalem Weg wieder zurück zum Ort zu bringen. Treffen im Gemeindesaal. Erneut eine Ansprache des Bürgermeisters; des deutschen Konsuls aus Lyon; des Militärattachés der Deutschen Botschaft in Paris und danach eine Übergabe von Erinnerungsplaketten durch den Bürgermeister an die Nachkommen bzw. uns als Vertretende. Die Plaketten enthielten Abgüsse vom Original der Herstellungsplakette des Flugzeugs; all dies ehrenamtlich von einem jungen Handwerker aus dem Ort gefertigt.

Bramans; Geschenk zur Erinnerung für die Angehörigen

Als Vertreter der Presse war ein leitender Redakteur vom Dauphiné Libéré erschienen. Schon am Folgetag konnte man seinen Bericht in der Zeitung lesen.

Bramans: Gemeindehaus Rückseite

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung erfolgte eine Einladung des Bürgermeisters zu Imbiss und Getränken. Es ergaben sich bei dieser Gelegenheit lebhafte Gespräche der Teilnehmer untereinander. Großartig, wie souverän und freundschaftlich der ganze Umgang unter den Beteiligten war. Die Zeit hat Wunden geheilt. Es ist erstaunlich, was man mit Engagement alles bewegen kann.

Um den Anlass der Gedenkveranstaltung zu veranschaulichen -die ein wichtiges Signal für die gewachsene deutsch-französische Freundschaft darstellt- ist hier eine Nachstellung des Flugs der JU88 sowie eine Dokumentation aus Kriegstagebüchern zu finden.

Wie ging es weiter mit dem „angebrochenen“ Urlaub. Am besten, man nutzt jetzt die Gelegenheit des quasi Vor-Ort-Seins, um Freunde zu besuchen.

 

11.06.11 Bramans-Dardilly, ca. 260 km

Für die nächsten Tage hatten wir also eingeplant, französische Freunde zu besuchen.  Auch die hatten zwei Pfingststage arbeitsfrei. Jährlich besuchen wir uns gegenseitig im Wechsel und zeigen uns die Schönheiten unserer Regionen.

Wir ließen uns auf der Fahrt Zeit, Landschaft, Berge und Dörfer am Wege in Ruhe anzuschauen und fuhren deshalb nicht auf der Autobahn. So kamen wir erst am Nachmittag in Dardilly an. Dardilly ist eigentlich Lyon, zwar selbständig, doch mit der Stadt zusammengebaut. Immer imposant ist der Stadtverkehr durch die Tunnels von Lyon und immer ist man von internationalen Autofahrern begleitet. Der Nord-Süd Verkehr zwängt sich hier durch und umgekehrt.

Nach einem obligatorischen Aperitif bei unseren Freunden fuhren wir gemeinsam zum Abendessen nach Lyon in die Altstadt. Die Parkplatzsuche dauerte so lange wie die Fahrt. Beim Spaziergang durch die Altstadt waren wir „von halb Frankreich“ begleitet. Alles war auf den Beinen; ein fast südliches Flair beim Bummeln durch die Gassen von Alt-Lyon. Aus früheren Zeiten gibt es durch mehrere Häuser einen öffentlichen Durchgang zur Parallelstraße, die sogenannten Traboules. Wir durchquerten einen Durchgang, in dem Büsten des Henri IV. auf-gestellt waren, „Le bon Roi“ (Vater von Louis XIII). Henri IV. trat vom Protestantismus zum Katholizismus über, um König werden zu können: „Paris ist eine Messe wert“. – Er gab die Toleranzedikte heraus, die dann bei späteren Nachfolgern (Louis XIV) wieder aufgehoben wurden. Doch dies führt zu weit bei den Ausführungen. Lyon ist eine geschichtsträchtige Stadt. Ein Abendbummel reicht zum Kennenlernen nicht aus.

 

Ein Restaurant in der Altstadt liegt neben dem andern, dazu noch ein paar Souvenir- und Geschenkeläden. Mitternacht ist es im Handumdrehen. Doch das Leben pulsiert auch dann noch weiter.

 

12.06.11 Pfingsten –  Hotel Dardilly – Fahrt zur Höhle bei Azé; 100 km

Wieder gab es ein ordentliches Frühstück im Hotel. Man merkt an den mehrmaligen Erwähnungen, wir stehen noch unter einem „Frühstückschock“ von früheren Frankreicherlebnissen. Im Anschluss dann das Mittagsmenü bei den Freunden, was auch im privaten Bereich 2 Stunden dauerte. Unser Ziel für den Tag war eine Fahrt durch das Beaujolais zu den Höhlen von Azé in Burgund. Alte Häuser in den Dörfern, der bekannte Hameau Duboeuf auf der Strecke, schöne Kirchen mit noch schöneren Dächern und Fenstern usw. usw; die Zeit verlief schneller als erwartet. Ergebnis: Eine mehr als 700 m lange Höhle bei Azé, die doch unser Ziel war, mit Terrassen und Seitengängen lässt sich nicht in 30 Minuten besuchen. Man lernt nie aus. Wenigsten schauten wir uns noch im Museum um, das sehr informativ aufgebaut ist.

Azé: Madonna im Museum
Azé: ausgestopfter Bär im Museum

 

 

 

Das Abendessen in einem großen und sehr guten Fischrestaurant in Limonest – gleich neben Dardilly – entschädigte uns für den verpassten Höhlenbesuch an jenem Tag und ließ uns einen neuen Vorsatz fassen.

 

 

 

13.06.11 Pfingstmontag: Nochmals ein Versuch zu Besichtigungen, 100 km

Belleville; Kirche aus dem XII. Jh
Belleville: Madonna

 

Auf der nochmaligen Fahrt nach Azé kamen wir
durch Belleville (Nordöstl. Macon): dort steht
eine Kapelle aus dem XII. Jahrhundert.

 

 

 

 

Solutré

 

Gewaltig ragt der Felsen von Solutré, der von Weinbergen umgeben ist, aus der Umgebung heraus. Wir mischten uns unter die „Picknicker“ mit Blick auf das Felsmassiv. Wir waren die einzigen, die keinen Wein zum Baguette mitgenommen hatten.

Igé: Kapelle XI. Jh

 

 

Weiter ging es nach Igé. In Igé steht eine Kapelle aus dem 11. Jh. Zu unserer Überraschung fand gerade im frisch renovierten Innenraum eine Ausstellung des Malers und Installationskünstlers Georges Kulik statt; er gestattete uns das Fotografieren und die Veröffentlichung der Aufnahmen auf meiner Website . Die Bilder waren ein Farbtupfer im schlichten weißen Innenraum; dieser wurde durch die farbigen Präsentationen wesentlich aufgewertet.

Igé: Installation Georges Kulik
Igé: Installation Georges Kulik
Azé: Grab der Merowingerzeit

 

Azé: Kristalle in der Höhle

Und dann kamen wir doch noch zu unserem Höhlenbesuch. Die Höhlen von Azé wurden in der Neuzeit erst in den sechziger Jahren wieder entdeckt und „aufbereitet“; schon in der Zeit der Bandkeramiker hatten in der Höhle Urnenbestattungen stattgefunden; auch aus der gallo-romanischen Zeit wurden Gräber gefunden. Spätere Funde reichen bis in die Merowingerzeit. Im Ersten Weltkrieg nutzte jemand diese Höhle als Versteck; davon zeugt ein eingeritztes Datum „1915“. Der Phantasie sind dazu keine Grenzen gesetzt.

Azé: Bärenskelett in der Höhle
Bärenschädel
Azé: Bärenschädel mit Löwenbissen - weiße Pfeile

Weiterhin findet sich ein regelrechter „Bärenfriedhof“ in der Nähe des Höhlenendes. Einige aufbereitete Bärenschädel lassen sich im angeschlossenen Museum betrachten. Einer der Schädel hatte eine Länge von ca. 58 cm. In dieser Höhle haben sich wohl auch Löwen aufgehalten. Es wurden Löwenskelette gefunden und ein von Löwenzähnen durchlöcherter Bärenschädel. Was sich wohl dort abgespielt hat?

 

Azé: Löwenschädel aus der Höhle

 

Azé: So haben wohl Menschen in den Höhlen gelebt

Am Abend verabschiedeten wir uns von unseren Freunden. Der nächste Tag war für sie wieder ein Arbeitstag. Auch wir wollten weiter.

 

14.06.11 Fahrt nach Ribes/Ardèche

Bei der Fahrt weiter nach Süden passierten wir Vienne: dort steht die längste Kathedrale Frankreichs. Eine Fülle römischer Bauten oder deren Reste mussten wir einfach „übersehen“. Lässig wären zwei Tage Kultur in Vienne zu verbringen gewesen.

Vienne: längste Kathedrale Frankreichs
Vienne: längste Kathedrale Frankreich
Vienne: Längste Kathedrale Frankreichs - Fenster

Nach der Unterbrechung ging die Fahrt über die Autobahn weiter bis vor Montélimar, dann auf der Route Nationale mit mehreren Pausen über Privas, Aubenas durch eine beeindruckende bergige Landschaft. Sie ist ein Übergang zum Süden mit kahlen Bergen und viel Buschwerk.

Aubenas: St. Didier, Madonna
Aubenas: Christusfenster

 

 

 

Wir waren nicht die einzigen Touristen, was wir uns hätten denken können. Deutsch und Niederländisch wurden zur Umgangssprache, noch war jedoch das Französische hilfreich. Niederländer, Belgier und Deutsche in Massen – es war kein Hotel mehr frei; unsere dortigen Freunde nahmen uns in ihr Haus auf.

 

 

Das Abendessen wurde durch drei junge Katzen unterbrochen. Immer wieder fanden sie irgendwie Zugang in das Haus unser Freunde und in die Küche und turnten spielerisch herum. Zwar wurden sie dann vor die Tür gesetzt, doch schwupp waren sie wieder im Haus; wahre Kletterkünstler. Und plötzlich wurden aus den dreien sogar fünf. Drei schwarze, eine gelbrot getigerte und ein Siam-Abkömmling mit blauen Augen! Die Mutter hatte sie in einem wegen der dort lang anhaltenden Trockenheit ausgetrockneten Wasserrohr neben dem Grundstück untergebracht. Von dort aus erkundeten sie die Welt und adoptierten unsere Freunde als neue „Herren“, sofern es so etwas bei Katzen gibt…..

Ribes: Maronenblüten

15.06.11 Ribes

Ribes: Kirche

Morgens wanderten wir um den Ort Ribes herum. Neben
ein paar Häusern ist Ribes

Ribes: Weinstock

eher eine Ansammlung einzelner Gehöfte, weit auseinander gezogen, verstreut und doch zu einer Einheit verbunden. Alles herrlich eingebettet zwischen Weinbergen und Olivenhainen. Die Mittelmeerregion beginnt.

 

 

Pont d'Arc

 

Nachmittags fuhren wir gemeinsam zum Pont d’Arc, einer durch die Ardèche natürlich geschaffenen Brücke. In jedem einschlägigen Bildband zu finden und für Touristen eine Pflicht, sie zu besichtigen. Die Gorges de l’Ardeche sind eine beeindruckende Felsenlandschaft, zu der es weiter ging.

Pont d'Arc: frei laufende Ziegen

An einem Aussichtspunkt oberhalb der Schluchten kamen freilaufende Ziegen und prüften die Besucher, ob für sie etwas abfallen könnte. Ungeniert spazierten sie auf den engen Straßen herum, kümmerten sich nicht um Autos, Wohnmobile und Scharen von Motorradfahrern. Überlebt haben sie trotz des teilweise wilden Verkehrs. Nicht aber unser Außenspiegel auf der Fahrerseite. Bei erlaubten 40 km/h auf extrem schmaler Straße hilft es nicht, ordentlich rechts und knapp am Grabenrand zu fahren, wenn ein Raser – wohl rallye-geschädigt – die Kurve schneiden muss. Immerhin, nach dem, was dann nach dem Knall durch die Gegend flog: sein Außenspiegel war auch hin. Möge bald einer der Abgründe sich wenigstens ein bisschen seiner annehmen…, angehalten hat er nämlich nicht.

Das Abendessen in Beauville zusammen mit unseren Freunden hat den Schrecken wieder vergessen lassen. Nicht aber später die zahllosen Mückenstiche, die wir uns im Gartenrestaurant einhandelten. Während unserer Heimfahrt sprang plötzlich ein kleiner Fuchs auf die Straße, rannte in 5 m Abstand im Scheinwerferlicht auf der Straße vor dem Auto her und brachte sich dann nach links in Sicherheit. Manchmal muss man halt auch hupen.

 

16.06.11 Ribes – St. Germain de Joux ; 1. Etappe der Heimfahrt ca. 350 km

Zurück nahmen wir die Landstraße bis Montélimar, dann fuhren wir Autobahn – vorbei am Flughafen von Lyon-St. Exupérie und Dagneux – bis kurz vor Nantua; Endlich kam der lange ersehnte Regen in der dortigen Region. Unseretwegen hätte es noch etwas dauern können. Wenn es einmal dort regnet, dann fürchterlich. Und flott wird trotzdem von den Autofahrern im Regendunst gefahren…; auch hier fühlt man sich wie daheim.

Auf der Route Nationale ging es endlich raus aus der Regenfront, an zwei Seen entlang weiter bis St. Germain de Joux. Wir waren jetzt im Département Ain und regional schon im Jura. Dort checkten wir in einem familiär geführten Hotel ein. Service und Küche waren sehr gut; das Zimmer war einfach, aber gut in Ordnung. Und dann; vor dem Einschlafen hörten wir wieder den Gesang von Nachtigallen. Eine beginnt mit dem Lockruf, dann folgt die Antwort von der anderen Seite und alles endet in einem bewegenden Gesang.

St. Germain de Joux: Marmites de Géants
St. Germain de Joux: Marmite de Géants

Unter dem Hinweisschild „Marmites de Géants“ konnten wir uns nichts vorstellen, deshalb schauten wir sie uns an; die Übersetzung sagt dazu „Riesenkessel“, aber die Übersetzung „Riesen-Planschbecken“ ist passender. Es war unglaublich; so was haben wir noch nie gesehen! Das Wasser – vom Bach kommend – schien plötzlich zu kochen, zischte und gurgelte. Ein tosendes Brodeln umgab uns auf einer Holzbrücke, die über den Kessel führte. Was die Natur alles schafft.

 

17.06.11 ca. 320 km; St. Germain de Joux, Fahrt durch den Jura bis Altkirch-
Carspach im Südelsass

Unsere Schwäbische Alb ist ja schon beeindruckend; der französische Jura, der generell aus der gleichen Gesteinsformation besteht, ist aber wilder und abseits der Straßen und Orte fast nicht erschlossen.

Jura: Felsformation
Jura: geflecktes Knabenkraut

 

Wir fuhren auf der Hochjurastraße und legten in besonders schönen Gebieten immer wieder kurze Pausen ein. An mehreren Stellen wuchsen Orchideen, z.B. geflecktes Knabenkraut. Die Folge aller Unterbrechungen, des Anhaltens, Fotografierens usw.  der ersten Stunden waren 5 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Auto So konnte es nicht weitergehen. Auch Gelber Enzian und Trollblumen blühten am Straßenrand.

 

Jura: Gelber Enzian mit Hummel
Jura: Trollblume mit Käfer

Am „Lac de Joux“ machten wir im Hotel de la Truite eine Kaffeepause. Wir waren nun in der Schweiz. Keine Kontrollen an der Grenze, etwas mehr Wohlstand strahlten die Orte aus; aber doch kaum ein Unterschied zur französischen Seite.

Pontarlier: St. Bénigne

In Pontarlier, wieder in Frankreich/Franche-Comté, fuhren wir bei
der Weiterfahrt an der Kirche St. Bénigne vorbei, die sehr farbenfrohe,
moderne Fenster hat.

Pontarlier: St. Bénigne

 

 

 

 

 

Jura: Montbénoît - Kreuz

 

In Montbenoît steht eine sehenswerte Abtei, die wir aber
aus Zeitmangel nicht betraten. Wir haben uns vorgenommen,

Jura: Montbénoît - Lageplan

wiederzukommen und ließen uns diesmal durch Omnibus-Touristen vertreten.

 

 

 

 

Auf unserem weiteren Weg kamen wir bei Soulce-Cernay an einem Doubs-Stausee der EDF vorbei, in dem sich das

Jura: Stausee der EDF

andere Ufer spiegelte. Trotz des Eingriffs der Technik in das Flusstal ein toller Anblick.

Jura: Felswand

Endlich wurden die Regenschauer durch Dauer-, teilweise auch Platzregen abgelöst. Der Abend nahte und eine Unterkunft war zu suchen. Speisegaststätten gab es in allen Orten. Dafür waren die Hotels in der Region rar oder wahre „Preßluftschuppen“ zu Großstadtpreisen. Wir zogen die Fahrt im Dauerregen vor und suchten nach einem ordentlichen Hotel.

 

 

 

 

Wir übernachteten im Hotel „Sundgovienne“, das es vom Komfort her und besonders vom Speisenangebot mit besten deutschen Hotels aufnehmen kann; auch das Abendessen war Spitze; eine sehr gute Beurteilung des Hotels findet sich bei Stiftung Warentest.

Ein schöner Abschluss und – es gab wieder Federbetten. Wir waren im Elsass.

 

18.06.11, ca. 280 km; Altkirch-Carspach bis Sternenfels

Die Heimfahrt lief nun wie von selbst. Die Gegend ab dort ist uns schon lange vertraut gewesen. Noch ein Abstecher zum Hypermarché. Eingekauft, was man bei uns seltener bekommt, was das Auge sich wünschte, und die letzte Ecke im Auto war mit den schon vorher gekauftem Wein und nun auch noch mit frischen Lebensmitteln gefüllt. Das Leben zu Hause sollte erst einmal vom Essen her abgesichert sein.

 

Daheim: 20 cm hoch steht das Gras im Garten, die Büsche quellen über von Beeren, selbst das Unkraut hat wieder Fuß gefasst. Dauerregen und Nacktschnecken im Garten empfangen uns, und im Haus stapelt sich bald die mitgebrachte Urlaubswäsche und dazu das Gepäck mit allem, was wir zu viel mitgenommen hatten. Komisch, was man doch alles meint, im Urlaub zu brauchen….

 

Auf alles gut Gelungene tranken wir ein Apéro und – nachts endlich wieder im  eigenen Bett.
Vive la France!


2 Gedanken zu „Bericht Juni 2011“

  1. Liebe Familie Kibele,
    eine wunderschöne Reise – und mit der Gendenkfeier – wieder ein gelungener Beitrag zur deutsch – französichen Verständigung und Freundschaft! Respekt !
    Trollblumen, geflecktes Knabenkraut, gelber Enzian und die wildwachsenden jonquilles –
    erinnern mich sehr an die Südvogesen – wor wir ein kleines Ferienhaus haben.!

    Liebe Gisela, habe deinen Bericht sehr genossen und mit deinen präzisen Schilderungen konnte ich mich für eine kurze Zeit in einen Kurzurlaub versetzten!
    vielen Dank dafür
    herzliche Grüße
    Karin Schnell

    Antworten
  2. Familie Kibele,
    da habt Ihr ja was tolles erlebt. Allein schon die Fahrerei war ja aufregend und anstrengend. Dann die ganzen Besichtigungen. Die Ahnenforschungen, die Gedenkfeier usw. war ja sehr interessant. Die ganze Fahrt war ein tolles Erlebnis, man war bei dem Bericht lesen, gedanklich mit dabei. Ich finde die Schilderungen und die Hinweise auf die einzelnen Sehenswürdigkeiten gut. Als Höhepunkt ist noch das Video zu nennen. Also eine schöne Erinnerung.
    Ich wünsche Euch alles Gute und sende einen lieben
    Gruß, Günther aus Köln.

    Antworten

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